Eugenschacht – Früher Bergbau, Heute Fledermausschutz
Der Eugenschacht bei Großröda im Altenburger Land ist ein altes Schachtgebäude aus der Braunkohlezeit. Seit Jahrzehnten ungenutzt, war das Gebäude reif für den Abriss. Doch bei der Prüfung auf gebäudebewohnende Arten dann die Entdeckung: Eine Wochenstube der Fledermausart Großes Mausohr (Myotis myotis) konnte im Deckenbereich ausfindig gemacht werden. Zudem beanspruchen vier weitere Fledermausarten (Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus, Braunes und Graues Langohr) das Gebäude als Quartier. Es stellte sich heraus, dass insbesondere die entdeckte Wochenstube des Großen Mausohres eine hohe Wertigkeit für den Erhalt der Population in unserer Region hat. Im Umkreis von mind. 30 km, so die Fledermausexperten, ist es die einzige Wochenstube dieser gefährdeten Art (FFH-Anhang II und IV). Aufgrund des Ergebnisses der artenschutzrechtlichen Prüfung verhängte die untere Naturschutzbehörde des Altenburger Landes einen Abrissstopp.
In enger Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde initiierte die Natura2000-Station „Osterland“ ein außergewöhnliches Artenschutzprojekt mit dem Ziel, das Gebäude langfristig für die Fledermäuse zu sichern. Eine baufällige Etage wurde abgerissen, das stark beschädigte Dach in einem Teilbereich neu errichtet und einige Zugänge so gesichert, dass diese nur für die Fledermäuse nutzbar sind. Doch nicht nur das Mausohrquartier wurde durch die Baumaßnahme gesichert. Denn zusätzlich wurde etwas für weitere gebäudebewohnende Arten getan. Im Zuge der Einrüstung des Gebäudes wurden Nistkästen für Dohle, Mehlschwalbe, Mauersegler und Co. an die Außenfassade angebracht. Mit 180 Nistkästen und neuer Dachkonstruktion fungiert der Eugenschacht nun als eines der größten Artenschutzhäuser in Deutschland.
Das Projekt wurde im Winter 2021/22 durchgeführt, als die Mausohren sich im Winterquartier im Erzgebirge aufhielten. Mittlerweile sind die Fledermäuse wieder im Eugenschacht eingetroffen. Eine grobe Zählung ergab rund 200 Tiere. Nun wird sich ein Monitoring anschließen, um die Entwicklung des Bestandes zu beobachten. Die Nistkästen wurden von der Vogelwelt auch schon dankend angenommen.
Insgesamt belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 150.000 Euro. Über einen Antrag beim Programm zur Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (NALAP) konnten Fördermittel vom Bund und des Freistaates Thüringen akquiriert werden. Insbesondere regionale Unterstützer ermöglichten dieses Projekt schlussendlich.
Zielart: Großes Mausohr (Myotis myotis)
Laufzeit: 07/2021 – 02/2022
Kosten: 9.579,50 € (1.Projektteil – Vorplanung), 152.538,90 € (2.Projektteil – Umsetzung)
Finanzierung: NALAP-GAK (80%), Regionale Unterstützer (20%)
ProjektbearbeiterIn: Tobias Eggert
Wir möchten uns nochmal ausdrücklich bei folgenden Sponsoren bedanken:
AGRÖ Frankenthal GmbH Döbeln
Firmengruppe HEIM Nobitz
Stadt Schmölln
Stiftung der Sparkasse Altenburger Land
Firmengruppe GEON Holding GmbH, geoinform Gera
Planungsbüro GETI Altenburg
Agrar GmbH Mockzig
Subway Altenburg
Dieses Projekt wurde über das Programm zur „Förderung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in Thüringen (NALAP)“ sowie aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)“ gefördert.