Fischotter-Modell­region Weiße Elster

Thüringen wird wieder wild!

Neben anderen „heimlichen“ Säugetieren wie Wolf und Luchs ist auch der Fischotter deutschlandweit wieder auf dem Vormarsch. Seit ca. 20 Jahren kann auch die Wiederbesiedlung Thüringens beobachtet werden. Mittlerweile kommt der scheue Wassermarder an allen größeren Flüssen des Freistaates wieder vor, auch an der Weißen Elster.

Was der Naturschutz bejubelt, beklagt die Teichwirtschaft – das zeigen vermehrte Beschwerden ab 2021. Gleichzeitig wissen wir einfach zu wenig, um ein fachlich korrektes Konfliktmanagement und die Abwehr von Schäden im Einklang mit der Natur zu ermöglichen. So stellen sich für das Projekt u.a. folgende Fragen:

 

  • Wie viele Otter können an einem Bachlauf leben?
  • Welche Rolle spielt die Nahrungsverfügbarkeit dabei?
  • Wie hoch ist der Anteil wirtschaftlich wichtiger Fischarten und -größen in ihrer Nahrung?
  • An welchen Teichen ist eine (mobile) Einzäunung als Abwehr geeignet?

 

Um diese Fragen zu klären, wurde durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Federführung der Natura2000-Station Osterland das Projekt „Fischotter-Modellregion Weiße Elster – Entwicklung eines datenbasierten Konflikt-Managementplanes“ ins Leben gerufen. Es wird unterstützt durch die Naturschutz- und Fischereibehörden der kreisfreien Stadt Gera und des Landkreises Greiz und gefördert durch das Programm EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung).

 

Erster Projektteil

Im 1.Projektteil fand die Datenerhebung an der Weißen Elster und neun einmündenden Gewässersystemen im Umkreis von Gera statt. Zusätzlich zu diesen ca. 145 km Fließgewässer wurden 200 Standgewässer mit einbezogen.

Genetische Untersuchungen sollten die Identität einzelner Individuen entschlüsseln und deren Reviergröße feststellen. Dabei halfen auch 20 Standorte mit Wildkameras. Nahrungsanalysen von Losungsproben und gezielte Befischungen sollten den Fischbestand und dessen Nutzung durch den Otter erfassen. Daraus sollte, kurz zusammengefasst, ersichtlich werden, welcher Otter wo lebt, wie weit er umherstreift, welche Fische er aus den Fließgewässern erbeutet und für welche Happen er vorzugsweise Teiche besucht.

Zusätzlich wurden zwei Elektrozaunanlagen angeschafft, die leihweise Teichbewirtschaftern im Projektgebiet zur Verfügung gestellt werden können.

 

Zweiter Projektteil

Im 2.Projektteil werden schließlich die erhobenen Daten ausgewertet und auf dieser Basis Empfehlungen für das Konfliktmanagement erarbeitet, die möglichst auf andere Regionen übertragbar sein sollen. Ein sehr wichtiger Baustein ist dabei die konstruktive und wertschätzende Kommunikation mit Teichbewirtschaftern, die durch Otterschäden betroffen sind. Dazu werden unter anderem Umfragen, Vorträge, Seminare und Workshops mit sämtlichen Belangenträgern organisiert.

 

Vermuten Sie, dass der Fischotter in Ihrem Teich Fische erbeutet? Hier können Sie einen Meldebogen herunterladen und an uns schicken.

 

Zielart: Fischotter (Lutra lutra)

Laufzeit: 04/2022 – 03/2023 (1.Projektteil) und
10/2023 – 01/2025 (2.Projektteil)

Kosten: 213.266,71 € (1.Projektteil),
228.716,80 € (2.Projektteil)

Finanzierung: EFRE

Projektbearbeiter: Claudia Preißler, Lars Pusewey

STECKBRIEF FISCHOTTER

Artname: Fischotter (Lutra lutra L.)

Familie: Mustelidae (Marderartige)

Maße: Kopf-Schwanzlänge: 85-140 cm; Gewicht: 5,5-12 kg; Rüden sind größer und schwerer als Fähen

Ranzzeit: ganzjährig möglich

Tragzeit: 60-63 Tage, längere Keimruhe möglich

Höchstalter: 20 Jahre

Tauchtiefe: bis 12 m

Tauchlänge: durchschnittlich 1-2 min, max. 7 min

Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Freistaates Thüringen im Programm „Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL)“.

Partner & Förderer