Fischotter-Modell­region Weiße Elster

Thüringen wird wieder wild!

Neben anderen heimlichen Säugetieren wie Wolf und Luchs ist auch der Fischotter deutschlandweit auf dem Vormarsch. Seit ca. 20 Jahren kann auch die Wiederbesiedlung Thüringens beobachtet werden. Mittlerweile kommt der Wassermarder an allen größeren Flüssen des Freistaates wieder vor, auch an der Weißen Elster. Was der Naturschutz bejubelt, beklagt die Teichwirtschaft – das zeigen vermehrte Beschwerden ab 2021. Gleichzeitig wissen wir einfach zu wenig, um ein fachlich korrektes Konfliktmanagement und die Abwehr von Schäden im Einklang mit der Natur zu ermöglichen. So stellen sich folgende Fragen:

Wie viele Otter können an einem Bachlauf leben?

Welche Rolle spielt die Nahrungsverfügbarkeit dabei?

Wie hoch ist der Anteil wirtschaftlich wichtiger Fischarten und -größen in ihrer Nahrung?

An welchen Teichen ist eine Einzäunung als Abwehr geeignet?

Um diese Fragen zu klären, wurde durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Federführung der Natura2000-Station Osterland das Projekt „Fischotter-Modellregion Weiße Elster“ ins Leben gerufen. Es wird unterstützt durch die Naturschutz- und Fischereibehörden der kreisfreien Stadt Gera und des Landkreises Greiz und gefördert durch das Programm EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung).

Das Projekt begann am 01.04.2022 und ist auf zwei Jahre angelegt. Auf der Basis wissenschaftlich fundierter Daten werden Empfehlungen für das Konfliktmanagement erarbeitet, die möglichst auf weitere Regionen übertragbar sein sollen. Ein sehr wichtiger Baustein ist die konstruktive und wertschätzende Kommunikation mit Teichbewirtschaftern, die durch Otterschäden betroffenen sind. Dazu werden unter anderem Umfragen, Vorträge, Seminare und Runde Tische organisiert.

Die Datenerhebung findet an der Weißen Elster und neun einmündenden Gewässersystemen im Umkreis von Gera statt. Zusätzlich zu diesen ca. 145 km Fließgewässer werden 200 Standgewässer mit einbezogen.

Genetische Untersuchungen sollen die Identität einzelner Individuen entschlüsseln und deren Reviergröße feststellen. Dabei helfen auch 20 Standorte mit Wildkameras. Nahrungsanalysen von Losungsproben und gezielte Befischungen sollen den Fischbestand und dessen Nutzung durch den Otter erfassen. Im Bestfall weiß man dann also, welcher Otter wo lebt, wie weit er umherstreift, welche Fische er aus den Fließgewässern erbeutet und für welche Happen er Teiche besucht.

Zusätzlich werden zwei Elektrozaunanlagen angeschafft, die leihweise Teichbewirtschaftern im Projektgebiet zur Verfügung gestellt werden können.

An dieser Stelle werden wir Sie über den Fortgang des Projektes informieren und wichtige Termine bekannt geben.

Vermuten Sie, dass der Fischotter in Ihrem Teich Fische erbeutet? Hier können Sie einen Meldebogen herunterladen und an uns schicken.

 

Zielart: Fischotter (Lutra lutra)

Laufzeit: 04/2022 – 03/2023

Kosten: 213.266,71 €

Finanzierung: EFRE

Projektbearbeiter: Claudia Preißler, Lars Pusewey

STECKBRIEF FISCHOTTER

Artname: Fischotter (Lutra lutra L.)

Familie: Mustelidae (Marderartige)

Maße: Kopf-Schwanzlänge: 85-140 cm; Gewicht: 5,5-12 kg; Rüden sind größer und schwerer als Fähen

Ranzzeit: ganzjährig möglich

Tragzeit: 60-63 Tage, längere Keimruhe möglich

Höchstalter: 20 Jahre

Tauchtiefe: bis 12 m

Tauchlänge: durchschnittlich 1-2 min, max. 7 min

Das Projekt wird finanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE-OP 2014 bis 2020) und des Freistaates Thüringen im Programm „Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft (ENL)“.

Partner & Förderer